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2024-09

Was wir sehen, wenn wir zeichnen

Man nannte mein Zeichnen "obsessiv". Ich nannte es anders. Ich nannte es Zuhören.

Während andere Linien zogen, die Dinge darstellten, waren meine Linien für das zuständig, was zwischen den Dingen geschieht. Für das, was nicht gesagt wird. Für die Art, wie ein Gedanke in einen anderen gleitet, wie Erinnerungen sich überlagern, wie Macht funktioniert, ohne dass ausspricht, dass Macht wirkt.

Ich zeichnete keine Bilder. Ich zeichnete systemische Bezüglichkeiten. Und die Zeichen, die sich, bestenfalls ganz von allein, einstellten, nannte ich Darsteller – und die verhielten sich wie Menschen auf einer Cocktailparty: sie interagierten, mache belogen sogar andere. Oder verrieten sie. Und sie verändern sich, je nachdem, wer noch so auf dem Papier unterwegs war. Ein Darsteller
*02 Herz auf einem Pfeil bedeutet etwas anderes als ein*02 Herz allein. Und ein *02 Herz neben einem Stuhl, also meinem Darsteller*25 Willkomm, bedeutet wieder etwas anderes. Die Bedeutung liegt nicht in den Zeichen. Sie liegt in den Räumen zwischen ihnen. In ihren Beziehungen.

Die Zeichen lernen dazu

1997 etablierte sich in meinen Zeichnungen der Darsteller
*14 Brotwolke – für die geistige Heimat, die uns nährt. 2019 kam der Darsteller*36 Hyper-Bild dazu – für die Art, wie Smartphones unserer Schauen verändert haben. Zwanzig Jahre dazwischen. Zwanzig Jahre, in denen meine Welt sich verändert hat, und die Zeichen haben es gespürt.

Das ist es, was Zeichen auch tun: Sie altern. Sie nutzen sich ab – und sie wandeln sich. Der Darsteller
*45 Kunst, dererkennbar von einem Schreibschrift "K" abgeleitet ist, hieß erst Kitsch, denn er stand, seit seinem ersten Auftritten 2014, für "Kitsch und Kunsthandwerk". Dann für "Kunst machen wollen" und ein, negativ konnotiertes, "kunstbetriebsgerecht denken". Und jetzt steht der Darsteller zu allererst für "Kunst".
Ist das nun realistisch und abgeklärt, oder auch ein wenig zynisch oder resigniert?

Und der Darsteller
*30 Ideologie erweiterte seine ursprüngliche Bedeutung "beschränktes Weltbild, ausschnitthafte Wahrnehmung" um "Fake News, selbstverstärkende Informationskreisläufe und Instrumentalisierung von Information". Die Zeichen lernen Lügen anzuzeigen, weil die Welt es ihnen nahe legt.

Theater der Macht

Auf dem Papier spielen die Darsteller Szenen durch, sie spielen Theater.
*02 Herz folgt dem Pfeil.*42 Kronenweh lacht über*46 Tropfen. Der Algorithmus verschluckt das Bild. Es ist ein Theater ohne Regisseur, aber mit klaren Rollen: Macht, Geld, Liebe, Wahrheit, Kunst. Die großen Fünf, die unsere Welt regieren, ohne dass wir sie sehen.

*02 Herz ist nicht romantisch. Es ist ein Kommunika-tionsmittel. Es sagt: "Ich bin wichtig, also hör zu."*12 Geld ist nicht neutral. Es sagt: "Ich verwandle alles in Zahlen und Kosten." Die*48 Macht ist nicht greifbar autoritär. Sie sagt: "Ich bin überall, also siehst du mich nirgends."

Manchmal denke ich, dass ich einfach nur dokumentiere, was bereits da ist. Die Zeichen existieren, bevor ich sie zeichne. Sie warten in den Winkeln der Gespräche, in den Pausen zwischen den Sätzen, in der Art, wie wir den Kopf drehen, wenn wir lügen.

Ich zeichne sie in die Sichtbarkeit.

Andere Künstler malen, was sie sehen. Ich zeichne, was ich höre – und was das Gehörte mit mir macht. Das Papier wird zum Aufzeichnungewerkzeug für Gedanken. Die Wand im Ausstellungsraum wird zum Speicher für Systeme. Der Ausstellungsraum wird zum Archiv für das, was wir nicht sagen, aber trotzdem meinen.

Die Zukunft der Zeichen

Jederzeit können neue Zeichen entstehen.
Noch gibt es keinen Darsteller für Ghosting – für die Art, wie wir verschwinden, ohne zu gehen. Und kein Darsteller für die Swipe-Geste – für die Art, wie wir, ohne große Anteilnahme, Menschen bewerten und sortieren.
Aber das sind auch Themen die ich nicht mag, ich fühle mich, vielleicht fälschlicher Weise, nicht mehr, oder noch nicht, betroffen: ich zeichne nicht nur, wie ich die Welt sehe, sondern auch, was ich nicht sehen will oder nicht sehen kann.

Die Zeichen aber, sie werden nicht aufhören, aufs Papier zu drängen.

Das ist es, was ich gelernt habe: Wer zeichnet, sieht anders. Wer Zeichen findet, denkt anders. Wer den Darstellern bei ihren Auftritten zuschaut, versteht, dass wir alle auf einer Bühne stehen, ohne das Stück zu kennen.
Und ich versuche als Zuschauer mit der Notation dem Geschehen auf der Bühne gerecht zu werden. Mit
meinem Operations- und Laborraum für Bedeutungen auf dem Papier, der
die Zweidimensionalität der Fläche nutzt statt der Eindimensionalität der Zeit.

2025 Aktuelles Artisstatement [Link]
2024 

Eher poetische Version [Link]

2022 

Für eine Bewerbung [Link]
Lesbar und ohne allzuviel Fremdwörter

2002  Die Transparenz-Paradoxie
(freundliche Post) [Link]
1997 

Für: DIE REDE [Link]
(Performativer Auftritt in Overheadprojektion)

Siehe auch:
Hannes Kater – Die Bewerbung
Druckfähige PDF-Publikation,
Version 1.22, Stand Mai 2025
80 Seiten, 29,7 x 21 cm
Mit Artist-Satement, Werkbeispielen, Lehrkonzept und Lebenslauf
Als besseres PDF: 21 MB
Minimale Qualität: 11 MB

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