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Artist Statement
2003-05

Version 1.2.7
Was wir sehen, wenn wir zeichnen

Man nannte mein Zeichnen "obsessiv". Ich nannte es anders. Ich nannte es Zuhören. Und Nachdenken.

Zeichnen ist für mich eine Form nachzudenken, ein Selbstgespräch zu führen. Es versetzt mich in einen Zustand, der mit "Konzentration" nur unzureichend beschrieben ist.

Meine Linien, wollen nicht die Dinge darstellen, sondern das, was zwischen den Dingen geschieht. Was oft nicht gesehen wird und wozu man wenig hört. Also höre ich zu – und beobachte, was sich auf dem Papier zeigt: im richtigen Moment das Richtige tun, bereit sein.

Als Künstler sehe ich natürlich die Notwendigkeit der Versprachlichung meiner Position: ich sollte einen seriösen Text produzieren. Aber ich habe nicht umsonst mein Zeichnungssystem entwickelt. Neben einer reflektierten Arbeitsweise steht als eigentliche Grundlage eine halb- oder unterbewusste, mich selbst überraschende Arbeitsweise.


Was geschieht denn nun auf dem Papier?

Zeichen sind Zeichen. Und wollen als solche gedeutet werden.

Wenn ich zeichne, produziere ich Zeichen. Meine Zeichen entstehen nacheinander, sind aber nicht hintereinander linear in einer Reihe gesetzt, sondern beziehen sich auf einen Raum – hier die Papierfläche – und aufeinander. Es gibt keine eindeutige Reihenfolge der Zeichen beim Betrachten der Zeichnung. Jedes Zeichen steht etwas, verweist auf etwas.

2025 Aktuelles Artisstatement [Link]
2022 

Für eine Bewerbung [Link]
Lesbar und ohne allzu viel Fremdwörter

2003  Was wir sehen, wenn wir
zeichnen [Link]
2002  Die Transparenz-Paradoxie
(freundliche Post) [Link]
1997 

Für: DIE REDE [Link]
(Performativer Auftritt in Overheadprojektion)

Siehe auch:
Hannes Kater – Die Bewerbung
Druckfähige PDF-Publikation,
Version 1.22, Stand Mai 2025
80 Seiten, 29,7 x 21 cm
Mit Artist-Satement, Werkbeispielen, Lehrkonzept und Lebenslauf
Als besseres PDF: 21 MB
Minimale Qualität: 11 MB
Was gemeinhin Erzählung genannt wird, interessiert mich immer weniger. „Aktion findet im Semantischen statt, verhandelt also immer Moral." In den Relationsstrukturen, die ich in letzter Zeit gezeichnet habe, spielen Ereignisse eines äußeren Geschehens oft kaum noch eine Rolle.*

„Der Grundstein jedes Bildprogramms ist eine Zeichenkette... wenn ich eine gute Zeichenkette zeichne und neben eine andere gute Kette stelle, merke ich: Das ist es, was ich am besten kann. Das liegt weit unterhalb eines Plots."


Theater der Macht

Auf dem Papier spielen die Darsteller Szenen durch, sie spielen Theater.
*02 Herz folgt dem Pfeil.*42 Kronenweh lacht über*46 Tropfen. Der Algorithmus verschluckt das Bild. Es ist ein Theater ohne Regisseur, aber mit klaren Rollen: Macht, Geld, Liebe, Wahrheit, Kunst. Die großen Fünf, die unsere Welt regieren, ohne dass wir sie sehen.

*02 Herz ist nicht romantisch. Es ist ein Kommunika-tionsmittel. Es sagt: "Ich bin wichtig, also hör zu."*12 Geld ist nicht neutral. Es sagt: "Ich verwandle alles in Zahlen und Kosten." Die*48 Macht ist nicht greifbar autoritär. Sie sagt: "Ich bin überall, also siehst du mich nirgends."

Manchmal denke ich, dass ich einfach nur dokumentiere, was bereits da ist. Die Zeichen existieren, bevor ich sie zeichne. Sie warten in den Winkeln der Gespräche, in den Pausen zwischen den Sätzen, in der Art, wie wir den Kopf drehen, wenn wir lügen.

Ich zeichne sie in die Sichtbarkeit.

Andere Künstler malen, was sie sehen. Ich zeichne, was ich höre – und was das Gehörte mit mir macht. Das Papier wird zum Aufzeichnungewerkzeug für Gedanken. Die Wand im Ausstellungsraum wird zum Speicher für Systeme. Der Ausstellungsraum wird zum Archiv für das, was wir nicht sagen, aber trotzdem meinen.


Zitat aus: Hannes Kater verstehen. Eine Sympathiebroschüre. Eine praktische kleine Einführung in die Welt von Hannes Kater, Braunschweig 2000. [Link]
Das Verfahren ist wichtiger als das Ergebnis

"Wichtiger als jedes Deutungsresultat eines Zeichensystems einer meiner Zeichnungen – es gibt keine sichere endgültige Deutung für eine einzelne Zeichnung; es gibt keine vollständige Legende zu den Zeichen einer einzelnen Zeichnung – ist mir die Erkenntnis des Deutungsverfahrens, das Grundlage für die Entscheidungen während des Zeichnens ist.

Dieses Zeichnungsverfahren bildet meine Arbeit und zeigt sich in den Zeichnungen. Auf dem Zeichenblatt wird aus dem Verfahren, einmal in Gang gesetzt, ein Erfahren."
**


Zeichenfindung

Wie ich zu neuen Zeichen komme, ist kaum geheimnisvoller als bei anderen Künstlern. Überall liegen Papier und Stifte, ich zeichne auf, was ein leises Summen in mir auslöst. Was dann kommt ist die harte Arbeit an der Konkretisierung. Performance auf dem Papier, ähnlich wie ein Jazzmusiker in freier Improvisation.

Ich habe meine Produktionsform „eine Art von beiläufiger Magie" genannt, „die nicht hinreichend erklärt werden kann in der Art, wie die Ankunft eines Zuges entlang des Schienenstrangs zurückverfolgt werden kann... einmal gezeichnete Linien sind rückblickend so nicht erklärbar."
Das vermeintliche Croissant – Darsteller *01 Gehirn – war für den Zeichner nicht nur zuerst kein Brötchen, sondern ein Zeichen, das aus dem Nichts heraufbeschworen wurde. Tatsächlich sah es vielleicht aus wie ein Brot, ein Knoten, eine Schrippe, aber es wurde zu dem Croissant, weil die anderen Zeichen vergessen wurden, oder weil das Croissant die schönere Gliederung mitbringt und nett und ein bisschen französisch aussieht.

Man kann die wirklichen Spuren nicht zurückverfolgen, weil sie nur in jener düsteren, stillen, aber produktiven interstellaren Nacht existieren, wo Impulse, freie Assoziationen, Instinkt und Irrtum regieren.


Das Zusammensetzen von Nichtzusammengehörigem

Die Rolle des Zusammensetzens von Nichtzusammengehörigem kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Eine Vorstellung von Netzen, mehrerer Netze die sich durchdringen.
Jede Zeichnung bringt etwas zu Ende. Zu einem kleinen Ende. Große Enden gibt es nicht.

Ich habe eine Neigung zu komplexen, verwickelten Zeichnungen: Überfluss an Schönheit, Überfluss an komprimierter Wahrnehmung. Da muss doch was gespeichert sein in so einer Zeichnung. Gefühle und Gedanken, die ich zu der Zeit hatte, als die Zeichnung entstand – mit der Möglichkeit der Erinnerung beim Wiederansehen.
Zeichnend denken


**  Zitat aus: Ich habe eine Zeichnung gemacht. Performative Rede in / mit Overheadprojektion, ab 1997 [Link]
Zeichnend mehrdimensional denken

Wer zeichnet, sieht anders. Wer Zeichen findet, denkt anders. Wer den Darstellern auf dem Papier bei ihren Auftritten zuschaut, versteht, dass man neugierig bleiben muss… sooft es eben geht. So versuche ich dem Geschehen gerecht zu werden mit meinem Operations- und Laborraum für Bedeutungen, der die Zweidimensionalität der Fläche nutzt statt der Eindimensionalität der Zeit.
*

Wirklich wichtig ist mir:
- szenisch zu arbeiten
- verschiedene Raum- und Zeitebenen bereitzustellen
- immer eine Metaebene einführen zu können
- ausreichend differenzierte Zeichen zur Verfügung zu haben
- einen Ort mit meiner Arbeit zu behaupten


*  Und dann gibt es ja noch meine Raumzeichnungen.

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